Kirchen in Warendorf: von gotisch bis neoromanisch

Franziskanerkloster: Grablege unter Denkmalschutz
von Laurenz Sandmann

Zu der denkmalgeschützten Klosteranlage im Osten der Altstadt gehören neben der Kirche (1652-1673) die Konventsgebäude mit Kreuzgang (1674-1696), das Novizenhaus (1709), zwei Kapellenanbauten (1869 und 1870), die Klostermauer und mittlerweile auch die Grablege (Coemeterium) aus der Zeit von 1734/35.

Das Coemeterium ist die letzte erhaltene überirdische Grablege in ganz Westfalen, in der bis zum Jahr 2008 die Gebeine verstorbener Franziskaner lagen. Mittlerweile sind sie aus ihren Kammern entfernt, eingeäschert und bis auf die von Pater Markötter auf dem städtischen Friedhof in Warendorf beigesetzt worden. Die nun leeren Grabkammern erinnern an eine Beerdigungskultur, die bis in die 1940er Jahre zum Klosterleben gehörte und damit untrennbar mit der denkmalgeschützten Klosteranlage verbunden ist. 

Für viele Priester, Laienbrüder und Novizen führte der Weg nach Warendorf. Sie blieben jedoch nicht beständig an diesem Ort. Vielmehr wurden sie immer wieder zu neuen Aufgaben in andere Städte berufen. Aber für viele Mönche endete der Lebensweg in Warendorf. Ganz in der Nähe ihres Wirkens und Arbeitens wurden sie beigesetzt und blieben so in unmittelbarer Nähe ihrer Mitbrüder.

Als 1628 die Franziskaner nach Warendorf kamen und zunächst weder Kirche und Kloster, noch das Coemeterium existierten, wurden ihre Toten anfangs in den Grünanlagen neben ihrer Wohnstätte beigesetzt. Die Namen der Toten wurden auf eine Tafel geritzt und außen angeschlagen. Nach dem Bau der Konventsgebäude bestatteten die Franziskaner ihre Toten in den Gängen. Die beschrifteten Steinplatten auf dem Fußboden wurden nach Abnutzung vor 1900 entfernt und durch einen Fliesenfußboden ersetzt. An den Wänden verewigte man die Namen der Toten mit Sterbejahr auf Tafeln.

 

Direkt an der Klostermauer neben dem Waschhaus errichteten die Franziskaner 1734/35 dann eine eigene Begräbnisstätte, die 1894 noch einmal erweitert wurde. Pater Ansgar Volmer geht 1939 in einer kleinen Schrift auf den tiefen Sinn dieser Einrichtung ein und bittet nach den Worten der Inschrift: „Ja Herr, lass sie ruhen in Frieden, all die Toten, die jetzt in diesem Coemeterium ruhen, und alle Toten, die hier in diesem Coemeterium schon geruht haben!“  Pater Volmer gibt in seiner Publikation einen Einblick in die Begräbniskultur: „Stirbt jemand im Kloster, so werden die Gebeine seines Mitbruders, der am längsten im Coemeterium ruht, aus seiner Begräbnisstätte entfernt. Früher wurden diese Gebeine in einen Raum gelegt, der sich unmittelbar ans Coemeterium anschloss. Im Jahr 1935 hat man die Gebeine vor dem Coemeterium in einem gemeinsamen Grab beigesetzt und mit einer Steinplatte verschlossen. In Zukunft sollen die Gebeine in einen eisernen Sarkophag gelegt werden, der neben dem Coemeterium angebracht ist, in jenem Raume, der früher die Gebeine der Toten barg. (…) Da das Coemeterium früher innerhalb der Klausur lag, so konnten Frauen höchstens bei Beerdigungen einen Blick in die Begräbnisstätte der Toten tun. 1935 wurde eine Tür in der Mauer angebracht, die von innen geöffnet werden kann. Jetzt ist es besonders den Verwandten und Bekannten möglich, ihre Toten zu besuchen.“  

 

Pater Volmer beschreibt den Innenraum mit den 48 Grablegen an der rückwärtigen Klostermauer mit vier Reihen und je zwölf ausgemauerten Kammern, die jeweils mit einer Metallplatte geschlossen sind. Auf den einzelnen Tafeln stehen Name, Todestag, Lebensalter, Ordensstand und Priestertum. Die Frontmauer und die Tafeln wurden später einmal erneuert.

 

Die Altstadtfreunde begrüßen die Eintragung des Coemeteriums in die Liste der zu schützenden Gebäude der Stadt Warendorf. Die Grablege ist Teil der barocken Klosteranlage und Zeugnis monastischen Lebens und Sterbens des 18. Jahrhunderts. Weil das Gebäude offensichtlich das letzte seiner Art in Westfalen ist, sollte man das Coemeterium nicht nur erhalten, sondern auch für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Die innerhalb Westfalens an Denkmälern besonders reiche Stadt Warendorf hätte damit einen weiteren vorzeigbaren Schatz in ihrer Altstadt.

 

Bilder der Grablege (Coemeterium) der Franziskaner
Die Bilder zeigen die Grablege innerhalb der Klostermauern, der leergeräumten Grabkammern und den Zustand vor 1939

 

Klicke auf die Bilder, um sie groß zu sehen

Lit.: Pater Ansgar Volmer, Resurrecturis – Von den heimgegangenen Franziskanern zu Warendorf, Werl 1939

Bilder: Laurenz Sandmann, Matthias Rinschen

 

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