Pastor Franz Strumann, Offizialatsrat
von Mechtild Wolff

 

*3.2.1855 in Herzfeld

26.7.1878 Priesterweihe in Eichstätt

1888 Konrektor

1889 Rektor an Rektoratsschule in Ibbenbüren

1900 Pfarrer in St. Laurentius

+ 15.5.1920 in Warendorf

begraben in den Priestergräbern am großen Kreuz auf dem Warendorfer Friedhof

 

Es ist schon verwunderlich, dass es gerade ein Pastor war, der die Initiative ergriff, auch in Warendorf höhere Bildung für Mädchen zu ermöglichen.

Bevor Franz Strumann im Jahre 1900 zum Pfarrer in St. Laurentius berufen wurde, war er Rektor an der Höheren Knabenschule in Ibbenbüren. Mit dem Höheren Schulwesen war er also bestens vertraut. Hier in Warendorf fand er das Gymnasium Laurentianum vor, ein Knaben-Gymnasium mit hervorragendem Ruf. Für die  Mädchen der Stadt und des Umlandes gab es eine kleine, privat geführte Höhere Töchterschule, die seit 1895 im Rathausanbau zwei Räume zur Verfügung hatte. Die beiden Lehrerinnen Frl. Schmitz und Frl. Nottebaum unterrichteten dort mehr schlecht als Recht, zuletzt nur noch 11 Schülerinnen. Die Akzeptanz war immer geringer geworden, das Vorurteil gegen eine Höhere Mädchenschule war weit verbreitet. Die ländliche Bevölkerung hatte ein generelles Misstrauen gegen alles Neue und man war nach wie vor der Meinung, dass Mädchen vor allem auf ihr späteres Dasein als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden sollten. Welcher Mann will schon einen „Blaustrumpf“ mit Brille auf der Nase heiraten? “ (Abwertende Bezeichnung für gebildete Mädchen, die im 19. Jhdt. als unweiblich galten)

Diese Einstellung sollte sich jetzt ändern! Darum war es von großer Bedeutung, dass sich der sehr angesehene Pfarrer der Laurentiuskirche, Pfarrer Strumann, für eine Höhere Mädchenschule einsetzte. Mit seiner Amtsautorität überzeugte er viele Eltern aus dem Bildungsbürgertum, dass auch die Mädchen eine vollwertige Berufsausbildung erhalten müssen, zumal gerade hier im ländlichen Warendorf die Heiratsaussichten für Mädchen nicht besonders gut waren, so stellte der Bürgermeister fest.

1906 gründete Pfarrer Franz Strumann einen „Verein zur Hebung der Mädchenbildung“, kurz „Schulverein“ genannt. Viele Eltern schlossen sich diesem Schulverein an, der sich zum Ziel gesetzt hatte, die Ausbildung der weiblichen Jugend durch die Errichtung einer Mädchenschule zu fördern. Sie sollte allen Mädchen ohne Unterschied der Konfession zugängig sein.

Die Stadt war weder an der Einrichtung noch an der Trägerschaft einer Töchterschule interessiert, auch nicht die evangelische Kirche. So wurde der Schulverein Träger der „Höheren Töchterschule“. Der preußische Staat unterstützte die Idee und gab Zuschüsse.

Am 16. April 1907, damals fing das Schuljahr nach den Osterferien an,  begann mit 42 Schülerinnen der Unterricht, erst in provisorischen Räumen. 1908 konnte der Schulverein das Schulgebäude an der Lilienstraße von der Stadt erwerben.

Der Einfluss der Kirche auf die Gestaltung des Unterrichts war damals groß. Die wichtigsten Fächer waren Religion und Deutsch, aber auch Mathematik „sollte nicht vergessen werden“. Oberstes Ziel war es, den Mädchen eine religiöse und sittliche Bildung zu vermittelt, sie zu echter Weiblichkeit zu erziehen.

Aus dieser Töchterschule entwickelte sich die Marienschule, ein Gymnasium für Mädchen, heute heißt die Schule „Mariengymnasium“ und ist eine Schule für Mädchen und Jungen, die auf eine mehr als 100 jährige Geschichte zurückblicken kann.

Auch für seine Laurentiuskirche war Pfarrer Strumann sehr aktiv. Seit seinem Amtsantritt hat er sich für die Neugestaltung und Vergrößerung der Laurentiuskirche eingesetzt, angefangen 1903 mit dem Ausbau der Seitenkapelle, 1910 mit dem Einbau einer neuen Heizung, 1913 mit dem Einbau eines neuen Seitenportals an der Südseite und 1914 mit der Erweiterung der Kirche und dem Bau des neuen Turmes. Es war damals schon sehr mutig, die Kirche um ein Drittel zu erweitern, aber die Gemeinde vergrößerte sich stetig. Die Sonntagsmessen waren so überfüllt, das konnte er seiner Gemeinde nicht länger zumuten. Auch die Marienpfarre war dem erhöhten Platzbedarf nachgekommen und hatte 1912 eine ganz neue Kirche gebaut.

Der gewaltige neue Turm der Laurentiuskirche war nun 65 Meter hoch, gemessen bis Kamm des Turmhahns. Die Turmuhr an der Westseite mit der Unterschrift in vergoldeten Lettern mahnte „Nütz die Zeit“ und etwas versteckt auf der Ostseite „Ultima forsa“ (vielleicht deine letzte). Es wird erzählt, dass diese Uhr an der Ostseite ein Zugeständnis an die Franziskaner-Patres gewesen sein soll, die sich keine eigene Uhr leisten konnten und so immer die Uhrzeit am Turm der Laurentiuskirche ablesen konnten.

Die Krönung des Turmbaus ist das Hauptportal, nach dem Dom zu Münster wohl das üppigste Portal aller münsterländischer Kirchen.

1920 verstarb Pfarrer Strumann ganz plötzlich im Alter von 65 Jahren. Er wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der Priestergruft unter dem großen Kreuz auf dem Warendorfer Friedhof begraben.

 

 

 

Quellen:

Geschichte der Marienschule

Kirchengeschichte der Stadt Warendorf Band III

Geschichte der Stadt Warendorf S. 170 Bürgermeister Isphording 

 

 Persönlichkeiten

Heinrich Blum, von allen "Mister Blum" genannt

Franz Joseph Zumloh, der Begründer des Josephshospitals

Maria Anna Katzenberger und Heinrich Ostermann

Hermann Josef Brinkhaus,
Gründer der Firma Brinkhaus

Eduard Wiemann und die Villa Sophia

Anna Franziska Lüninghaus, Gründerin der Marienstiftung

Wilhelm Zuhorn, Geheimer Justizrat und Geschichtsforscher

Bernard Overberg, der Lehrer der Lehrer

Arthur Rosenstengel, Seminarlehrer, Musikerzieher und Komponist

Pauline Hentze, Begründerin der Höheren Töchterschule

Theresa Kampelmann, die gestrenge Direktorin der Marienschule

Franz Strumann, Pastor und Förderer der höheren Mädchenbildung

Dr. Maria Moormann, die mutige Direktorin der Marienschule

Josef Pelster, der Schulrat und Naturfreund

Wilhelm Diederich, Bürgermeister von 1869-1904

Hugo Ewringmann, Bürgermeister von 1904-1924

Theodor Lepper, Stadtrendant und Retter in den letzten Kriegstagen

Clara Schmidt, Kämpferin für die Frauenliste im Stadtparlament

Elisabeth Schwerbrock, eine hochengagierte Stadtverordnete,

Eugenie Haunhorst, die Kämpferin für ihre Heimatstadt

Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland

Paul Schallück, der vergessene Nachkriegsschriftsteller

Gedenkstunde zum 100 Geburtstag Paul Schallücks am 16. 6. 2022

Heinrich Friedrichs, ein Warendorfer Künstler

Theo Sparenberg, Kinokönig und Tanz- und Anstandslehrer

Wilhelm Veltman, Retter der historischen Altstadt

Rainer. A. Krewerth, ein schreibender Heimatfreund

Josef Heinermann, Bäcker und Bürgermeister

Opa Niehues

Gymnasialdirektor
Prof. Dr. Alfons Egen

Siegfried Schmieder - engagierter Heimatfreund mit großem Fachwissen

Dr. Franz Rohleder -
ein begnadeter Lehrer und Heimatfreund

Dr. Franz Kroos

Otto Freund
Engagierter Bürgermeister in den turbulenten Nachkriegsjahren

Änneken Kuntze und ihre Schwester Lilli

Elisabeth Schwerbrock, Stadtverordnete in Warendorf

Anni Cohen und ihre Familie - von Warendorf nach Südafrika und Palästina

Eduard Elsberg erbaute das erste große Kaufhaus in Warendorf

Kurt Heinermann

 
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